der Lange Weg
Zur letzten Ruhe
Anna und Matthias fanden nach ihrem Tod noch lange nicht die letzte Ruhe. Durch mehrere Klöster und Gruften führte sie ihr Weg zur letzten Ruhestätte.
Kaiserin Anna von Tirol, ihres Zeichens glühende Katholikin, verfasste 1618 ihr Testament. Sie war den Kapuzinern sehr zugetan – ihr eigener Beichtvater war Kapuziner – und veranlasste, dass die Kapuziner neben ihrem kleinen Kloster in der Vorstadt St. Ulrich einen neuen, prominenten Bauplatz in unmittelbarer Nähe zur Hofburg erhalten sollten.
Sie stellte für den Kirchen- und Klosterbau insgesamt 22.000 Gulden zur Verfügung (das Jahresgehalt einer Magd war zu dieser Zeit rund 4 Gulden), außerdem sollten ihre Messgeräte von nun an bei den Kapuzinern verwahrt werden. Gleichzeitig bestimmte sie die Kirche als ihre zukünftige letzte Ruhestätte.
So weit in der Zukunft lag ihr Tod dann schließlich gar nicht, denn nur einige Monate, nachdem sie das Testament verfasst hatte, starb Anna im Alter von 33 Jahren. Keine vier Monate später folgte ihr ihr Ehemann Kaiser Matthias. Zu früh, um schon in der Kapuzinerkirche bestattet zu werden – die Grundsteinlegung erfolgte nämlich erst 1622.
Anna hatte für diesen Fall weise vorausgeplant und im Testament schon ein Ausweichquartier bestimmt und so wurden die Leichname sowie Eingeweide- und Herzurnen im Königinkloster untergebracht. Als 1633 der Bau der Kapuzinerkirche fertig war, wurden die Sarkophage endlich in die Gründergruft, einen kleinen Raum unterhalb der Kaiserkapelle, gebracht. Er bot gerade Platz für die beiden Särge von Anna und Matthias.
Der Nachfolger Matthias‘, Kaiser Ferdinand II., ließ sich in Graz bestatten, dessen Sohn Ferdinand III. nutzte die Kapuzinergruft aber wieder. Er musste 1639 seine beiden Söhne begraben, 1646 eine Tochter und seine erste Gattin, 1649 dann schon die zweite, und in den Jahren 1653 und 1654 je ein weiteres Kind. Alle Sarkophage fanden ihren Platz in der kleinen Gründergruft.
Ferdinand selbst wollte neben seiner Familie bestattet werden. Als er 1656 starb, gab es aber keinen Platz mehr in der Gruft, und darum stellte man seinen Sarg kurzerhand quer über die anderen Särge.
Das war nun mehr als unwürdig für die Kaiserfamilie, und da sich die Kapuzinergruft mittlerweile als kaiserliche Grabstätte etabliert hatte, ließ Leopold I. schon 1657 die Gruft ein erstes Mal erweitern, um weitere Bestattungen überhaupt erst möglich zu machen.
Auf einem Plan aus dem Jahr 1759 sieht man, dass Anna und Matthias zwischenzeitlich aus der Gründergruft heraus- und einige Kindersärge hineingeräumt wurden. Die Gründergruft war zur "Engelsgruft", der Gruft für sehr jung verstorbene Kinder, geworden.
Noch immer war der Weg von Anna und Matthias an ihre endgültigen Bestattungsorte nicht abgeschlossen. Kaiser Joseph II. ließ 1781 das Königinkloster schließen und die Herz- und Eingeweideurnen seiner Vorfahren in die Augustinerkirche und den Stephansdom bringen.
Und erst in den 60ern, als die Kapuzinergruft ein letztes Mal um die sogenannte „Neue Gruft“ erweitert wurde, brachte man Anna und Matthias wieder zurück an den Ort, der eigentlich ursprünglich für sie vorgesehen war. Fast 350 Jahre hatte es schließlich gedauert, bis sie – endlich – zur letzten Ruhe gebettet wurden.