MEINE HEILIGTHUMB
ALLE
[…] sollen in der Kapellen, da Ihro Kayserl: Majst: mein liebster Herr und Gemahl ordnen wird, gesetzt und aldort jederzeit fleissig behalten und verwahrt werden; darzu ein Kapellen samt dem Altar von Silber zu erbauen, deputir ich 1 2.000 fl.
Ich bin des Willens verfertigen zu lassen, so ich noch langer leben werde, ein Tabernakl samt einer Sarch zu S: Maximinae Leib, […] die ich auch alle zu unser Begrabnuss in die Kapellen, da wir liegen werden, deputier und verordne.
Kaiserin Anna stiftete in ihrem Testament den Kapuzinern eine nicht unwesentliche Summe für die Erbauung eines Klosters und einer Kirche mit einer Seitenkapelle. In dieser Kapelle, so stellte es sich Anna vor, würde sie ihren Reliquien- und Messschatz ausstellen und, wenn es dann soweit wäre, auch begraben werden.
Nun, „soweit“ war es früher als gedacht und Anna starb nur wenige Monate, nachdem sie ihr Testament verfasst hatte.
Es lag also jetzt an ihrem Mann, Kaiser Matthias, den letzten Willen seiner Gattin zu erfüllen und sich um die Errichtung von Kirche, Kloster und Kapelle zu kümmern. Und dann, nur vier Monate später, starb auch er.
Bestattet wurden die beiden in Truhensärgen, die – da der Kirchenbau so kurz nach dem Verfassen des Testaments noch nicht einmal begonnen hatte – im Königinkloster verwahrt wurden, um im Jahr 1633 schließlich in die Gruft gestellt zu werden. Die Kapelle, die sich Anna für sich und ihren Reliquienschatz gewünscht hatte, war zwar inzwischen auch errichtet worden, als Begräbnisort für die Kaiserin wurde sie aber nie genutzt. Stattdessen wurden 1646 zwei etwas überlebensgroße, komplett vergoldete Statuen von Matthias und Ferdinand II. aufgestellt – statt einer Begräbniskapelle hatte sich die Dynastie einen Ort zur Huldigung der Habsburgerkaiser geschaffen.
Natürlich wurden Anna und ihr Gemahl trotzdem nicht ganz würdelos und ohne Prunk bestattet: Die Särge sind reich ziseliert und zeigen jeweils das Wappen von Kaiserin und Kaiser, eine Kreuzigungsszene und entlang der Seitenwände den Doppeladler. Acht Löwenkopfhandhaben sind an den Seitenwänden angebracht.
Zu guter Letzt kümmerte sich noch Kaiserin Maria Theresia darum, dass die Grablege von Anna und Matthias etwas prunkvoller gestaltet wurde: Die Särge standen ursprünglich auf einfachen Holzbohlen. Erst während ihrer Regierungszeit erhielten die beiden Särge schlussendlich Füße in Form von Adlerkrallen.
Quellen:
Herbert Karner, Die Kaiserkapelle als Begräbnis- und Gedenkraum: Dynastie und Öffentlichkeit, S. 187-200, in: Buchinger, Karner, Scheutz, Telesko (Hg.), Die Geschichte der Kapuziner in Österreich. Geschichte, Kunst, Spiritualität, 2021.
Cölestin Wolfsgruber, Die Kaisergruft bei den Kapuzinern in Wien, 1887.